Freitag, 12. Juli 2013

Die alte Dame

Während ich das hier schreibe, zittern mir immer noch die Hände und  ich sprudele förmlich über.

Aber von vorne:

Heute mittag machte ich mich auf den Weg, den Vater einer Bekannten zu besuchen, der sein Arbeitsleben in Strickwaren Fabriken verbracht hat. Dort hat er die Maschinen gewartet und bemustert.

Zu Hause hat er dann natürlich auch die ganze Familie bestrickt und ich habe mir erhofft, aus diesem Gespräch noch etwas zu lernen. Der Nachmittag verging viel zu schnell und nebenbei bemerkte er, dass er eine seiner Maschinen auf dem Schrottplatz entsorgt habe, weil keiner sie wollte, eine andere sei einer Dame gegeben worden, die noch etwas damit anfangen konnte und eine sei noch im Keller.
Natürlich sind wir hinuntergegangen und da stand sie.

 Etwas in die Jahre gekommen und angestaubt, aber immer noch heil und funktionstüchtig.
Schnell war ein Faden eingespannt und schon wurde gestrickt. Nicht so leichtgängig, wie bei meiner Brother, denn nach so langem Stehen sind ja die "Gelenke" ein wenig steif. Aber ordentlich und fehlerlos.

...und wenn man diese Hebel bedient, strickt sie rund und so ist halbrund und so geht Patent und so geht Fang und so rechts/ rechts und hier sind die Hochfußnadeln und Niederfußnadeln gibt es auch.

So ging es mehr als eine Stunde und der alte Herr war richtig in seinem Element.
Jeder Handgriff saß. Das verlernt man wohl nie.
 Und dass er die Dame mit dem Namen "Universal" liebt und in und auswendig kennt, war nicht zu übersehen.

Irgendwann sagte er: "Nein, nein, ich stricke nicht mehr. Ich hab genug gestrickt".
Daraufhin nahm ich mir ein Herz und sagte: "Wenn Sie sich mal trennen wollen, dann sagen Sie mir bitte bescheid. Ich würde der ehrwürdigen Dame sehr gerne ein neues zu Hause geben. So etwas darf nicht auf dem Schrottplatz landen."
Und was soll ich sagen: ohne auch nur eine Sekunde zu zögern blickte er mich an und sagte:
"Ich schenke sie Ihnen. Bei Ihnen wird sie in guten Händen sein, das weiß ich".
Mir stockte der Atem und jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, kann ich immer noch nicht fassen, dass er sich strickt geweigert hat, dass ich ihm dafür etwas bezahle. "Das wäre nicht das Selbe" sagte er und lächelte.

Was für eine Freude!
Nun wird sie also demnächst bei mir einziehen und ich muss mich ranhalten, einen guten Platz für sie zu finden, denn....klein ist sie nicht!



Ich kann es jetzt schon kaum erwarten, den ersten Faden einzufädeln und sie genauer kennenzulernen.

1 Kommentar:

  1. Das wird ja spannend mit der alten Dame,
    bin schon auf deinen ersten Strickveruch gespannt.
    LG Hannelore

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